Fliegermagazin - Touch & Go Wels - Dem Vogel sei Dank!

Der Flugplatz Wels in Österreich ist ein 100 Hekter großes Naturparadies – ein Rückzugsgebiet für viele Tiere, darunter auch gefährdete Arten. Doch es gibt noch einige weitere gute Gründe, die Region zu erkunden.

Nanu? Da laufen ja Rehe und Hasen neben der Piste! Fast wie in Afrika – da heißt es auch immer, vor dem Landen sei die Bahn auf Wildtiere zu kontrollieren. Doch ganz so schlimm ist es in Wels nicht, die Tiere sind Flugbewegungen gewohnt und meiden Pisten und Rollwege. Neben Kleinwild können Naturliebhaber hier auch inzwischen seltene Vögel wie den Großen Brachvogel oder Kiebitze, Steinschmätzer und Rebhühner beobachten.
Dieses Paradies ist nicht einfach so entstanden: Als die regionalen Behörden 2007 Bebauungspläne für Teile des Geländes veröffentlichten, haben engagierte Vereinsmitglieder in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund Oberösterreich vehement gegen die Verkleinerung des Areals gekämpft. Es kam zu einem langjährigen Verfahren, bis hin zu einer Beschwerde bei der EU. Letztendlich war es der Große Brachvogel, der den Weiterbestand des Flugplatzes gerettet hat.

Seit 2015 besteht das Europa-Schutzgebiet Welser Heide – Flugplatz Welser Heide. Die weiten Grünflächen bieten mit ihren Magerwiesen und Halbtrockenrasen den idealen Lebensraum für eine ganze Reihe von Tieren und Pflanzen, die andernorts weitestgehend verdrängt worden sind. Auf der anderen Seite hat sich die Natur perfekt mit den Flugbewegungen arrangiert – ein schönes Beispiel dafür, wie Flugsport und Naturschutz in einem konstruktiven Miteinander ein gemeinsames Ziel erreichen können.

Der Flugplatz liegt zwischen Passau und Linz im oberösterreichischen Industriegebiet direkt am Rand der Kontrollzone des Linzer Airports. Für Wels ist das südwestliche Eck der Kontrollzone herausgeschnitten,
was einen Anflug recht unkompliziert macht. Allerdings muss man das Segelfluggebiet und den angrenzenden Teil der Stadt Wels im Süden des Platzes unbedingt meiden.
Der Flugplatz ist ganzjährig geöffnet, täglich ab 8.00 Uhr. Erhältlich sind Avgas, Super Plus und Jet A-1, auch eine Zollabfertigung für den Weiterflug aus der EU ist mit einer Stunde Voranmeldung möglich. So eignet sich LOLW hervorragend für einen letzten Tankstopp vor der Alpenüberquerung und auf dem Weiterflug nach Südosteuropa. Der Platz wird vom Verein »Weiße Möwe Wels« betrieben – die Abwicklung ist absolut freundlich, entspannt und schnell.
Den Verein gibt es seit 1949, es ist einer der ältesten und größten Flugsportvereine Österreichs mit 590 Mitgliedern und den Sektionen Motorflug, Segelflug, Ultraleicht, Fallschirmsprung und Modellflug. Mitgliedern und Gästen stehen drei Pisten und 15 Motorflugzeuge, zwei Motorsegler und sieben Segelflieger zur Verfügung. In den gewaltigen Hangarhallen stehen bis zu 80 Maschinen. Der Flugplatz wird auch als Notlande- und Übungsfläche für das Bundesheer und für Ambulanzflüge mit Jets und Helikoptern verwendet. Das alles klingt nach hoher Flugfrequenz und viel Betriebsamkeit, doch in der Regel geht es hier ganz entspannt zu. Über den Verein kann auch das Flugplatz-Mietauto reserviert werden, es kostet 25 Euro für den halben Tag.
Nur einige Kilometer vom Flugplatz entfernt, in Gunskirchen, steht die Motorenfabrik von BRP-Rotax, vor allem UL-Piloten bekannt als Hersteller der Rotax-Vierzylinder der 912er-Familie. Das große Rotax-Fly-in soll vom 21. bis 23. August hier am Flugplatz Wels stattfinden, bislang ist es noch nicht abgesagt. (Ein Link mit aktuellen Infos findet sich im Internet unter https://wmw.at/de.)

Auf in die Stadt!

Direkt am südwestlichen Ende des Flugplatzgeländes beginnt der Stadtrand von Wels. Das Zentrum ist mit dem Taxi rasch erreicht. Wels zählt heute rund 60 000 Einwohner und blickt mit einer verkehrstechnisch sehr günstigen Lage auf eine lange Geschichte zurück. Es ist ein bedeutsamer Industriestandort Österreichs, und die Welser Messe ist ein wichtiger Impulsgeber für die Region. Ihre Ursprünge reichen bis in das 14. Jahrhundert zurück, als Wochen- und Viehmarkt. Von der mittelalterlichen Stadtmauer sind leider nur kleine Rest erhalten, so der Ledererturm aus dem Jahr 1326, das Wahrzeichen von Wels, als westliche Begrenzung des sehenswerten Stadtplatzes. Sein Name stammt vom Viertel der Lederer, das dort an die Innenstadt grenzte.

Südlich am Stadtplatz steht das Rathaus, dahinter das Minoritenkloster aus dem Jahr 1280 und die Reste der Burg Wels. In beiden Gebäuden sind heute Stadtmuseen, die ihr Augenmerk auf die für Wels so bedeutende Römerzeit richten.
Nur unweit der Stadt liegt das Kunstmuseum Angerlehner. Hier sind vor allem Werke oberösterreichischer Künstlerinnen und Künstler ab 1950 zu sehen. Bereits das moderne Gebäude ist eine Sehenswürdigkeit GRAFIKfür sich, es wurde 2014 mit dem Preis »Bauwerk des Jahres« ausgezeichnet.

Knapp 20 Kilometer in südlicher Richtung liegt Kremsmünster mit dem gleichnamigen Stift. Das Benediktiner-Stift wurde im 8. Jahrhundert gegründet und ist in jedem Fall einen Tagesausflug wert. Neben dem imposanten Hauptgebäude gibt es viele weitere Sehenswürdigkeiten, etwa die historische Sternwarte, die als erstes Hochhaus Europas gilt. Bis nach Linz, der Landeshauptstadt Oberösterreichs, sind es nur 30 Kilometer. Das bekannteste Linzer Kultur-ERLEBNISereignis ist die alljährliche Linzer Klangwolke im Rahmen des Brucknerfestes. Auch die Ars Electronica als Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft genießt große Bedeutung. International bekannt ist auch das Bruckner Orchester Linz als Symphonie- und Opernorchester. Der Hafen der Stadt schließlich ist nicht nur Warenumschlagsplatz für Industrie und Handel, sondern auch Ausgangspunkt für Flusskreuzfahrten auf der Donau, die stromaufwärts bis nach Bayern und stromabwärts über Wien und Ungarn bis ans Schwarze Meer führen. Beidseits der Donau verläuft mit dem Donausteig ein 450 Kilometer langer Wanderweg, der von Passau bis in die Wachau führt.
Fliegerisch ist Wels ein idealer Ausgangspunkt für weitere Touren in die Alpen und darüber hinaus in den Süden Europas. So ist die obere Adria mit Venedig oder Portorož von LOLW aus in weniger als zwei Stunden zu erreichen. Besonders lohnenswert sind Ausflüge in das Salzburger Seenland und – nicht zu vergessen – auch nach Salzburg, mit dem bekannten »Hangar 7« als Homebase der Flying Bulls.

Bericht aus dem Fliegermagazin herunterladen...